Igelfreundliche
Gartengestaltung
*******************************
Grüne Hölle statt Schöner Wohnen
Indem Sie einen wilden und somit auch igelfreundlichen Garten anlegen, schaffen Sie einen kleinen, natürlichen Lebensraum für unsere Stachelnasen, insbesondere in städtischen Gebieten, wo ihr Lebensraum zunehmend schwindet.
Insektensterben fördert Igelsterben
Insekten sind nicht nur für das ökologische Gleichgewicht sondern auch für unsere Stachelnasen als Nahrungsquelle wichtig. Doch das Insektensterben hat in den letzten Jahrzehnten drastisch zugenommen (📊 Statista). Dies liegt hauptsächlich am Verlust von Lebensraum durch die Urbanisierung und der Vorliebe der Menschen für sterile Gärten und Grünflächen (📊 Statista) - welche wiederum auch unseren Stachelnasen das Leben erschweren.
Mit einem "wilden Garten" unterstützen Sie deshalb nicht nur unseren Igel, Sie fördern gleichzeitig auch den Erhalt der lokalen Tierwelt und tragen zu mehr Artenvielfalt bei.
Wie gestaltet man einen igelfreundlichen Garten?
Ein Garten voller Leben beginnt mit kleinen Gesten. Wer Igeln helfen möchte, muss kein Profi sein – oft reicht schon ein bisschen Aufmerksamkeit. Diese 6 Tipps zeigen, wie einfach igelfreundliches Gärtnern sein kann.
*~*~*~*
① Eine "Igelautobahn" bauen
Igel legen nachts weite Strecken zurück – auf der Suche nach Futter, einem Partner oder einem sicheren Schlafplatz. Dabei können sie pro Nacht bis zu 5 Kilometer unterwegs sein. In dicht bebauten oder stark eingezäunten Wohngebieten stoßen sie dabei jedoch oft auf unüberwindbare Hindernisse.
Die Lösung: kleine Durchgänge in Zäunen oder Hecken!
Schon eine kleine Öffnung von mindestens 10 x 10 cm reicht aus, um Gärten mit-einander zu verbinden. Igel merken sich Futterquellen und sichere Wege – und kehren regelmäßig zu vertrauten Orten zurück.
🚪 So genannte „Igeltore“ sind nicht nur dekorativ – sie schaffen auch lebenswichtige Verbindungen zwischen Gärten. Mit etwas Draht oder Schrauben lassen sie sich leicht am Zaun befestigen.
Übrigens - diese Igeltore aus Holz sind auch über unseren Verein erhältlich. 💚
👉 In Holzzäunen lassen sich solche Durchgänge leicht integrieren – entweder direkt ausgesägt oder mit einem passenden Igeltor ergänzt. So wird der Garten zu einem sicheren Teil ihres nächtlichen Streifzugs.
⚠️ Maschendrahtzäune als Gefahr
Damit sich Igel nicht in Maschendraht verfangen, sollte dieser mindestens 10 cm über dem Boden nach oben umgeschlagen werden. So können die Tiere sicher darunter hindurch schlüpfen – ganz ohne Verletzungsgefahr.
*~*~*~*
② Unterschlupf, Schlaf- und Futterstellen schaffen
Neben natürlichen Unterschlupfmöglichkeiten wie ruhigen Gartenecken mit Laub- oder Reisighaufen bieten spezielle Igelhäuser aus Holz oder Ziegelsteinen eine sichere Rückzugsmöglichkeit. Sie dienen den Tieren als geschützter Ort zum Schlafen, Ruhen oder Fressen – besonders in den kalten Monaten.
🛏 So steht das Schlafhaus richtig
Das Schlafhaus sollte windgeschützt und vor direktem Regen geschützt stehen – idealerweise unter Büschen oder in der Nähe von Bäumen. Auch pralle Sonne sollte vermieden werden, um Überhitzung zu verhindern.
🍽 Futterhaus nicht vergessen
Ein Futterhaus sollte immer über zwei Eingänge verfügen, um Fluchtmöglichkeiten zu bieten. Wichtig ist auch: Regelmäßig säubern! So lassen sich Krankheiten vermeiden.
Bitte nur geeignetes Futter verwenden. Keine Milch - diese ist für Igel unverträglich!
Ausführliche Informationen zur Ernährung von Igeln finden sie hier.
💧 Wasserstellen für Wildtiere
Frisches Wasser ist lebenswichtig – besonders in trockenen Sommern. Eine flache Schale (z. B. ein Blumentopf-Untersetzer) oder ein kleiner Teich reicht aus.
Achten Sie auf Hygiene und reinigen Sie die Wasserstelle regelmäßig.
Damit keine Tiere ertrinken, sollten Sie kleine Steine, Äste oder flache Ausstiegshilfen hineinlegen – so können auch Insekten oder kleine Tiere sicher trinken.
HINWEIS: keine Verwendung von chemischen Reinigigungsmitteln bei Wasserstellen!
➽ Bei Bedarf sind auch fertige Igel-Häuser über unseren Verein erhältlich. Bitte schreiben Sie uns hierfür eine kurze Nachricht.
Die Anleitungen zum Selberbauen finden Sie auf der Webseite in der Rubrik Infothek/Bauanleitungen Igelhäuser.
*~*~*~*
③ Einheimische Gartengewächse pflanzen
Insekten sind die Hauptnahrungsquelle für Igel – ohne sie geht nichts! Um den kleinen Stacheltieren ein reich gedecktes Buffet zu bieten, lohnt es sich, vor allem einheimische, insektenfreundliche Pflanzen anzubauen. Diese fördern nicht nur die Artenvielfalt im Garten, sondern bieten Insekten auch Nahrung und Nistmöglichkeiten – und damit den Igeln Futter.
🌿 Stauden, Gehölze und wilde Ecken
Einheimische Stauden, Kräuter und Sträucher sind perfekt geeignet – sie sind an unser Klima angepasst, pflegeleicht und ein Segen für Wildbienen, Käfer & Co.
🌳 Struktur schaffen mit Totholz und Käferkeller
Ein Käferkeller oder eine Totholzhecke bieten wertvollen Lebensraum für Käfer, Asseln und andere Kleintiere – und damit zusätzliche Futterquellen für Igel.
🍂 Laub liegen lassen – der Natur zuliebe
Laub schützt Pflanzen, Insekten und Igel im Winter vor Kälte und Nässe. In Laubhaufen finden Igel sichere Schlaf- und Überwinterungsplätze.
Im Frühjahr wird das Laub von Kleinstlebewesen zu fruchtbarem Humus
zersetzt – ein natürlicher Kreislauf.
🌼 Unterschätzte Helfer: Wildkräuter statt „Unkraut“
Viele als „Unkraut“ verschriene Pflanzen sind in Wahrheit wahre Nützlingsmagneten! Die gewöhnliche Vogelmiere zum Beispiel ist nicht nur essbar, sondern auch ein echtes Insektenparadies.
🌾 Verblüht? Bitte stehen lassen!
Blumenstängel, Samenkapseln und vertrocknete Pflanzenteile sind ideale Verstecke und Winterquartiere für Insekten. Ein Rückschnitt sollte erst erfolgen, wenn die Temperaturen im Frühjahr konstant über 10 °C liegen – also etwa ab April/Mai.
*~*~*~*
④ Gefahrenstellen "igelsicher" machen
In unseren Gärten verbergen sich viele potenzielle Gefahren, die wir auf den ersten Blick kaum wahrnehmen – für Igel oder andere Wildtiere aber lebensbedrohlich sein können. Offene Schächte, steile Teichränder oder herumliegende Netze bringen die Tiere schnell in Not. Mit ein wenig Aufmerksamkeit und einfachen Maßnahmen lassen sich diese Stolperfallen leicht entschärfen – und der Garten wird zu einem sicheren Ort für Igel und andere Wildtiere.
🧱 Ziegel auf Treppen – kleine Hilfe, große Wirkung
Treppen oder hohe Kanten können für Igel zum unüberwindbaren Hindernis werden – vor allem für Jungtiere oder geschwächte Tiere. Ein paar locker platzierte Ziegelsteine oder flache Steine dienen als natürliche Trittstufen und ermöglichen es den Tieren, sicher nach oben oder unten zu gelangen. Einfach, aber effektiv!
🗑️ Müllsäcke bitte nicht am Boden lagern
Offen abgestellte Müllsäcke ziehen nicht nur Ratten und andere Tiere an – sie sind auch eine Gefahr für Igel. Auf der Suche nach Futter könnten sie hinein kriechen, sich verheddern oder ersticken. Besonders gefährlich sind Plastiksäcke mit Essensresten.
Tipp: Müllsäcke am besten erhöht oder erst kurz vor der Abholung rausstellen – das schützt Wildtiere und hält den Garten oder das Grundstück sauber.
💦 Sicher am Gartenteich – mit einfacher Ausstiegshilfe für Igel
Offene Wasserstellen wie Gartenteiche können für Igel zur tödlichen Falle werden, wenn sie keinen Weg zurück ans Ufer finden. Mit einer einfachen Ausstiegshilfe aus Ästen oder einem schräg angebrachten Brett lässt sich Leben retten – ganz ohne großen Aufwand. So bleibt der Garten nicht nur schön, sondern auch sicher für unsere Igel und andere Lebewesen.
🌙 Licht aus für die Nacht
Igel sind nachtaktiv und auf natürliche Dunkelheit angewiesen. Künstliches Licht stört ihren Rhythmus, erschwert die Futtersuche und kann sie sogar vertreiben.
Ein naturnaher Garten bleibt nachts möglichst dunkel. Statt Dauerbeleuchtung lieber nur punktuell und sparsam – oder ganz darauf verzichten. So bleibt der Garten ein sicherer Ort für Igel und andere nachtaktive Tiere.
*~*~*~*
⑤ Kontrolle vor der Gartenarbeit
Ein Igel rollt sich bei Gefahr einfach zusammen – doch genau das wird ihm beim Mähen oft zum Verhängnis. Vor allem unter Hecken, in Laubhaufen oder an ruhigen, schattigen Stellen suchen die Tiere tagsüber Schutz. Deshalb gilt: Vor dem Rasenmähen, Schneiden oder Umgraben bitte erst genau hinschauen!
Verzichten Sie möglichst auf Mähroboter und Motorsensen – sie stellen eine ernste Gefahr für Igel und andere kleine Gartenbewohner dar. Besonders in den frühen Morgen- oder Abendstunden, wenn Igel aktiv sind, sollten solche Geräte keinesfalls unbeaufsichtigt eingesetzt werden.
✂ Greifen Sie lieber zu Rechen und Gartenschere statt Laubbläser und Maschinen. Das ist nicht nur igelfreundlicher, sondern schont auch Insekten, Amphibien – und die Umwelt. Jeder achtsame Handgriff hilft, das natürliche Gleichgewicht im Garten zu bewahren.
*~*~*~*
⑥ Keine Pestizide bei der Gartenarbeit nutzen
Was gegen „Schädlinge“ im Garten helfen soll, schadet oft den Falschen: Igel nehmen vergiftete Insekten, Schnecken oder Aas auf – und damit auch die Gifte. Das kann zu inneren Verletzungen, Krämpfen oder einem qualvollen Tod führen. Auch ihre Fortpflanzung und das Immunsystem werden beeinträchtigt
Pestizide wirken nicht nur gegen sogenannte Schädlinge – sie gefährden auch Igel und andere Nützlinge. Ein naturnaher Garten schützt Leben statt es zu vergiften.
Ein igelfreundlicher Garten verzichtet deshalb auf chemische Mittel. Stattdessen helfen natürliche Methoden wie Mischkulturen, Nützlingsförderung, Wildblumenstreifen oder ganz einfach: ein bisschen mehr Toleranz gegenüber der Natur. 💚
Unser Gartenheft und Infoblatt für eine igelfreundliche Gartengestaltung
Alle Anregungen zum Thema Igelfreundliche Gartengestaltung befinden sich in Kurzform auch auf unserem Infoblatt oder etwas detailreicher mit einfachen DIY Bastelideen im Heftchen. 💚
Diese können Sie hier ausdrucken und gern an Gartenfreunde weiter verteilen.
🌿 Ein Garten lebt – und je vielfältiger, desto besser für Mensch und Tier. 🌿
Empfehlenswerte Webseiten für Gartenfreunde
Ob im Garten oder unterwegs: Diese Links helfen bei der Bestimmung von Pflanzenarten, ihrer Bedeutung für die Natur und ihrer Verbreitung. Praktisch, spannend und nachhaltig.
Pflanzen per Foto bestimmen – einfach, schnell und präzise. Als App für unterwegs ideal geeignet.
🌿 NaturaDB
Große Online-Datenbank mit Infos zu heimischen Pflanzen, ihrem ökologischen Nutzen und ihrer Bedeutung für Tiere.
Inspiration und Praxiswissen für mehr biologische Vielfalt im Garten – mit dem 3-Zonen-Modell als Leitfaden.
Initiative für mehr Artenvielfalt: Tipps zur naturnahen Gartengestaltung und zum Schutz bestäubender Insekten.